Oder: warum es die eierlegende Wollmilchsau beim Investieren nicht gibt.
Beim Investieren schauen viele zuerst auf die Rendite. Ihr wird gerne die höchste Priorität eingeräumt. Aber je nach persönlichem Anlageziel muss die Sicherheit und Liquidität (Verfügbarkeit des Kapitals) mit einbezogen werden.
Alle drei Ziele findet du in der Grafik („Das magische Dreieck der Geldanlage“) unten dargestellt.

Am Allerliebsten hätten wir die eierlegende Wollmilchsau. Das wäre dann eine Anlagemöglichkeit, die dir eine hohe Rendite zahlt bei geringem Risiko und täglicher Verfügbarkeit. Und gibt es die in der Realität? Natürlich nicht. Sollte dir solch ein Produkt angeboten werden, kannst du davon ausgehen, dass dein Berater pro Abschluss bezahlt wird.
Dein persönliches Risiko-Rendite-Liquiditätsprofil ist entscheidend
Wie kannst du jetzt aber herausfinden, was für dich die wichtigsten Ziele sind? Welches Profil ergibt sich für dich persönlich daraus?
Fangen wir mit dem Wichtigsten an. Überlege, welches Investitionsziel du hast. Das kann deine Altersvorsorge sein, die Ausbildung deiner Kinder oder der Kauf einer Immobilie. Ohne einem klaren Ziel vor Augen wird es ein Blindflug, dieser Punkt darf also auf gar keinen Fall übersprungen oder oberflächlich angegangen werden. Das bedeutet, neben dem Wissen du willst für die Altersvorsorge sparen, solltest du auch einen konkreten Betrag festlegen, den du erreichen willst.
Im nächsten Schritt schaust du dir an, wie viel Zeit dir bleibt, um dieses Ziel zu erreichen. Bist du 27 Jahre alt und möchtest für deine Altersvorsorge investieren, hast du bei Renteneintritt mit 67 Jahren genau 40 Jahre Zeit dafür. Um für die Ausbildung deiner Kinder vorzusorgen, bleiben dir ab deren Geburt vielleicht 20 Jahre.
Neben diesen Punkten ist nun deine persönliche Risikotoleranz von Bedeutung. Also wie viel Verlust könntest du dir wirtschaftlich leisten. Das kannst du für dich beurteilen, wenn du dir folgende Fragen stellst:
- Wie hoch ist dein Gehalt und wie sicher ist dein Arbeitsplatz?
- Hast du Schulden?
- Wie hoch ist dein Vermögen bereits?
- Erwartest du ein Erbe?
Zuletzt ist noch deine persönliche Risikobereitschaft wichtig. Nur du selber solltest bestimmen, wie viel Risiko du bei der Geldanlage auf dich nehmen willst. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass du die einzelnen Assetklassen verstehst (siehe auch mein Blogartikel über die Assetklassen) und was das für dich bedeutet.
Die einzelnen Assetklassen und ihr Profil
Deshalb schauen wir uns jetzt die drei Geldanlageziele Rendite, Risiko und Liquidität in den unterschiedlichen Anlageklassen etwas genauer an. So erfahren wir leichter, wie diese erreicht werden können.
Bargeld, Tagesgelder und Festgelder
- Rendite: Gering bis nicht vorhanden.
- Risiko: Sehr niedrig, da Einlagen auf Tagesgeldern und Festgeldern der Einlagensicherung unterliegen und pro Person und Bank bis 100.000 Euro gesichert sind.
- Liquidität: Sehr hoch beim Bargeld und Tagesgeld, da sie täglich verfügbar sind. Beim Festgeld je nach vereinbarter Laufzeit.
Anleihen / Festverzinsliche Anleihen
Bei dieser Anlageklasse unterscheiden wir zwischen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Hier kann man keine allgemeingültige Aussage treffen. Ein wesentlicher Einflussfaktor ist hier nämlich die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Emittenten (Schuldner).
Je besser die Bonität des Schuldners ist, desto geringer ist die Rendite und das Risiko.
Hier ein Beispiel von Staatsanleihen mit einer hervorragenden und einer eher schlechten Bonität. Es gilt noch eine Sache zu bedenken bei dem Beispiel: da sich die Bonität der folgenden zwei Staaten im Beispiel über die Jahre verändern kann, ist die Bewertung unten auch nicht fix.
Deutsche Staatsanleihen (AAA)
- Rendite: Sehr niedrig, aktuell ist die Rendite sogar negativ.
- Risiko: Niedrig, Deutschland hat das beste Rating, das man haben kann.
- Liquidität: Sehr hoch, sie werden wie Aktien an der Börse gehandelt.
Brasilianische Staatsanleihe (BB)
- Rendite: Hoch
- Risiko: Sehr hoch, Brasilien’s Rating befindet sich im ‚Non-Investment grade‘ Bereich’, der gerne auch als Ramschbereich bezeichnet wird.
- Liquidität: Teilweise hoch, sie werden an der Börse gehandelt (unter anderem abhängig von der Währung der Anleihe)
Aktien
- Rendite: hoch
- Risiko: hoch
- Liquidität: hoch
Mit Aktien kannst du Dividendeneinnahmen und Kursgewinne erzielen. Dadurch ist eine hohe Rendite möglich.
Da Aktienkurse aber stark schwanken können, ist das Risiko wiederum auch hoch. Das können dann Bewegungen am Aktienmarkt sein wie wir sie im März 2020 gesehen haben in Folge der Covid-Pandemie. Fast parallel konnten wir auch den Fall Wirecard verfolgen. Aufgrund von Betrugsvorwürfen befindet sich das Unternehmen in Insolvenz, der Aktienkurs fiel von seinem Höchststand von ca. 195 Euro auf mittlerweile unter 1 Euro.
Aktien werden an der Börse gehandelt und können somit nahezu immer, wenn die Börsen geöffnet haben, ge- oder verkauft werden. Als Investor ist dein Geld also kurzfristig verfügbar.
Immobilien
- Rendite: mittel bis hoch
- Risiko: mittel
- Liquidität: sehr niedrig
Mit Immobilien können Mieteinnahmen und Wertsteigerungen erzielt werden. Das macht sie attraktiv in Bezug auf Rendite. Darüber hinaus ist beim Kauf einer selbst genutzten Immobilie der emotionale Faktor nicht zu vernachlässigen.
Kurzfristig schwankt der Wert von Immobilien nicht stark, weshalb das Risiko auch als mittelhoch einzustufen ist. Dennoch gab es in der Vergangenheit am Immobilienmarkt auch Verluste z. B. im Zuge der Sub-Prime Krise 2008 in Amerika. Das hat sich jedoch eher bemerkbar gemacht, wenn man indirekt in Immobilien durch Immobilienfonds oder Ähnlichem investiert war.
Da Immobilien nicht kurzfristig (wie zum Beispiel Aktien) verkauft werden können, ist die Liquidität sehr niedrig. Es ist ein größerer Aufwand notwendig, um den Verkauf durchzuführen.
Kryptowährungen
- Rendite: hoch
- Risiko: sehr hoch
- Liquidität: sehr hoch
Mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Litecoin, Ripple, usw., können hohe Kursgewinne erzielt werden. Gleichzeitig werden keinerlei Erträge in Form von Dividenden oder Zinsen erzielt, ähnlich wie bei Gold.
Der Preis schwankt stark, weshalb das Risiko auch als sehr hoch einzustufen ist. Da den Kryptowährungen kein eigentlicher Wert wie bei Immobilien, Unternehmen und Anleihen gegenüber steht, sind die Einflussfaktoren auch nicht klar zu benennen. Wie erst kürzlich gesehen, kann ein Tweet von Elon Musk dem Bitcoin-Kurs einen richtigen Schub geben. Deshalb ist diese Assetklasse auch als spekulativ zu betrachten.
Kryptowährungen können an Börsen, die sich auf Kryptowährungen spezialisiert haben oder bei CFD-Brokern, gehandelt werden. Man kann in Kryptowährungen direkt oder über Finanzprodukte wie CFD (Contracts for Difference oder Differenzkontrakte) oder Zertifikaten investieren.
Du kannst Kryptowährungen 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche an den Krypto-Börsen handeln. Die Liquidität ist dadurch sehr hoch.
Wie kann ich mich meiner eierlegenden Wollmichsau der Geldanlage nähern?
Eines muss dir Bewusst sein: Geldanlage bedeutet immer auch einen Kompromiss einzugehen. Rendite gibt es nicht ohne Risiko und gleichzeitig schneller Verfügbarkeit.
Du kannst dich aber deinen persönlichen Anlagezielen durch deine individuelle Kombination der Anlageklassen nähern. Und du kannst das Gesamtrisiko deiner Geldanlagen reduzieren, indem du in unterschiedliche Anlageklassen, Länder, Branchen und Einzeltitel investierst. So ist dein Risiko breit gestreut und bei einem Fall wie Wirecard wird dein Anlageportfolio nicht ins Straucheln geraten.
Eine gute Möglichkeit einfach in unterschiedliche Assetklassen, Länder und Branchen zu investieren sind ETFs (Exchange Traded Funds).
Noch eine abschließende Bemerkung zu der Beurteilung einzelner Investitionsmöglichkeiten:
Auf die Höhe der Rendite einer Investition haben immer auch die mit dem Kauf verbundenen Kosten und die persönliche Steuersituation einen Einfluss!
Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinen Investitionen!