Die goldene Regel der Kapitalanlage besagt: Nicht alle Eier in einen Korb legen. Diese Börsenweisheit bedeutet, dass man beim Investieren seine Risiken breit streuen soll, um sogenannte Klumpenrisiken zu vermeiden.
Investiere ich mein ganzes Erspartes z.B. in die Anlagenklasse Aktien gehe ich ein großes Risiko ein. Denn die Entwicklung meines Portfolios hängt dann von der Entwicklung dieser Assetklasse ab. Und sollten die Aktienmärkte einbrechen, ist das schlecht für meine Investments.
Deshalb ist es sinnvoll, sein Geld in unterschiedliche Assetklassen zu investieren. Aber was versteht man unter Assetklassen und welche gibt es überhaupt?
Wenn wir ans Investieren denken, haben wir meistens Aktien oder festverzinsliche Wertpapiere im Kopf. Aber was ist mit Rohstoffen, Immobilien, Bargeld + Geldmarktprodukte, Kryptowährungen, Wagniskapital und Sammlerstücken?
Vielleicht kennst du nicht alle und sicher sind nicht immer alle für jeden geeignet. Aber ein Blick über den Tellerrand hilft dir das für dich herauszufinden.
Ich gebe euch hier eine kurze Übersicht auf die gängigen Assetklassen. Jede hat ihre Besonderheiten, die sich vor allem im Risiko und den Ertragschancen widerspiegeln.
Und wie immer gilt: auf die richtige Mischung kommt es an. Und wovon hängt die ab? Von deiner persönlichen Risikobereitschaft, von deinem Anlagehorizont und der Höhe der Summe die du investieren willst.
Bargeld und Geldmarktinstrumente
Der Geldmarkt umfasst Tagesgeldkonten, Festgeldkonten oder Geldmarktfonds. Je liquider eine Anlageform ist, also je schneller ich über das Geld verfügen kann, desto geringer ist die Verzinsung.
Tagesgelder sind täglich verfügbar. Festgelder haben eine vorher festgelegte Laufzeit. Sie haben meist einen höheren Zinssatz als Tagesgelder.
Das gute alte Sparbuch gibt es immer seltener. Meine Bank bietet keine mehr an. Das hängt schon mit dem niedrigen Zinssatz zusammen, der nahezu bei null liegt. Die Laufzeit ist unbefristet. Pro Monat ist eine bestimmte Teilsumme verfügbar. Um auf das gesamte Sparvermögen zugreifen zu können, muss der Anleger in der Regel kündigen.
Geldmarkt-Fonds oder ETFs investieren in Geldmarktinstrumente wie Tagesgelder, Festgelder und kurzfristige Anleihen.
Meist wird diese Anlageklasse verwendet um Geld zwischen zuparken für die Notreserve oder für bevorstehende Anschaffungen. Sie wird auch von vorsichtigen Anlegern gewählt. Sollte man sein Geld aber kurzfristig nicht benötigen, könnte man eine renditestärkere Anlage wählen.
Anleihen / Festverzinsliche Wertpapiere
Anleihen sind Wertpapiere, die einen vorher festgelegten Zinssatz zahlen. Sie haben eine feste Laufzeit. Der Anleger bekommt am Ende der Laufzeit den Nennwert zurückgezahlt.
Zu den Anleihen gehören Staatsanleihen (z.B. Deutschland, Italien oder Irland) und Unternehmensanleihen (z.B. BMW, RWE oder Deutsche Bank). Die Staaten und Unternehmen besorgen sich so am Kapitalmarkt Fremdkapital. Wer eine Anleihe kauft, gibt dem Staat oder Unternehmen praktisch einen Kredit.
Anleihen werden wie Aktien an der Börse gehandelt.
Als Anleger erhält man kontinuierlich einen festen Betrag. Festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen punkten daher mit Transparenz. Wir können genau unserer Erträge planen, was ein großer Vorteil dieser Anlageklasse ist.
Und weil die Ansprüche von Investoren selbst in einem Insolvenzfall, vor denen der Aktionäre bedient werden, ist das zu erwartende Risiko geringer als bei einer Aktienanlage.
Aber auch hier gibt es natürlich Risikofaktoren wie die Bonität des Schuldners und die Laufzeit. Je höher die Verzinsung ist, desto mehr Risiken sind damit verbunden.
Wichtig zu wissen: Änderungen des Zinsniveaus beeinflussen die Kursbewegung. Der Kurs einer Anleihe steigt, wenn die Zinsen in ihrem Laufzeitbereich fallen. Umgekehrt fallen die Kurse, wenn die Zinsen steigen.
Bereits kleine Beträge können in festverzinslichen Wertpapieren investiert werden. Dabei kann das Wertpapier direkt an der Börse kaufen oder man investiert in einen Anleihen-ETF. Da investiert man dann gleich in eine Vielzahl von Anleihen.
Anleihen können so ziemlich alle Laufzeiten haben, die man sich vorstellen kann. Eine Laufzeit von 2 Jahren ist ebenso vorhanden wie eine 30-Jährige. 2020 hat Österreich sogar eine Anleihe mit einer Laufzeit von 100 Jahren emittiert.
Aktien
Aktien sind die wohl bekannteste Assetklasse überhaupt. Dabei handelt es sich um Wertpapiere, die am Aktienmarkt (Börse) gehandelt werden. Der Investor einer Aktie ist Eigenkapitalgeber, er erwirbt gewissermaßen einen Anteil am Unternehmen.
Als Aktionär kann man auf zweierlei Art und Weise am Unternehmenswert teilhaben. Einmal an der Dividende, die je nach Unternehmenserfolg unterschiedlich hoch ausfällt oder auch schon einmal gar nicht gezahlt werden kann. Außerdem profitiert man durch den Aktienkurs am Unternehmenserfolg.
Allerdings kann sich der Aktienkurs bei einer Verschlechterung auch negativ entwickeln. Das kann so weit gehen, dass der Aktionär bei einer Insolvenz sein ganzes Investment verlieren kann.
So gesehen ist das eine Anlageklasse mit höherem Risiko, aber auch mit höheren Ertragschancen. Es können schon kleine Beträge direkt oder über Aktien-ETFs investiert werden.
Immobilien
Eine der bekanntesten und ältesten Anlageklassen sind Immobilien. In Deutschland sind sie eine der beliebtesten Geldanlagen.
Du kannst dir natürlich deine eigene Wohnung oder Haus kaufen, um darin selber zu wohnen oder um es zu vermieten. Das machen auch viele. Allerdings ist das ganze nicht billig. Um aber auch mit geringen Finanzmitteln am Immobilienmarkt investieren zu können, gibt es die Möglichkeit Anteile von Immobilienfonds zu kaufen.
Noch eine weitere Möglichkeit sind Real-Estate-Investment-Trusts (REITs). Auch hier investiert man in Immobilien. Das sind in Deutschland ansässige Aktienunternehmen, die im In- und Ausland Immobilien erwerben, verwalten und veräußern. Von Immobilienfonds unterscheiden sie sich insbesondere durch die hohe Liquidität, da die Aktienunternehmen börsennotiert sind.
Rohstoffe
Die meisten von uns werden bei Rohstoffen an Gold denken. Zumindest im Zusammenhang mit Investitionen.
Aber man versteht darunter alle in der Natur vorkommenden Ressourcen, die noch nicht zu einem Zwischen- oder Endprodukt weiterverarbeitet worden sind. Vereinzelt gehören aber auch teil verarbeitete Produkte wie Storm oder Orangensaft dazu.
Grundsätzlich lassen sich Rohstoffe in Hard und Soft Commodities (Rohstoffe) einteilen.
Hard Commodities sind Rohstoffe, die abgebaut werden können wie Gold, Silber, Kupfer und Erdöl.
Soft Commodities umfassen Rohstoffe die angebaut oder als Nutztiere gehalten werden. Beispiele sind Kaffee, Baumwolle, Nutztiere (Schweinehälften sind ein sehr anschauliches Beispiel) und Soja.
Direktinvestitionen sind hier eher unüblich. Wer kauft schon tonnenweise Öl oder Kaffee und lagert diese ein um sie später mit Gewinn zu verkaufen?
Es werden aber Indizes angeboten, die die Wertentwicklung einzelner Rohstoffklassen nachbilden. Somit wird der tägliche Handel möglich und ist einfacher durchführbar. Zu den bekanntesten Investments gehören Rohstoff-ETFs (Exchange Traded Funds). Diese bilden einen bestehenden Rohstoff-Index nach. Meist werden aber nicht wirklich Gold, Soja und Öl irgendwo gelagert. Vielmehr wird die Wertentwicklung der Rohstoffe mit Futures abgebildet.
Die Preise hängen von vielen Faktoren ab und können stark schwanken. Öl wird stark von den Fördermengen und der Jahreszeit ab. Angebaute Rohstoffe wie Kaffee oder Soja werden vom Wetter und den damit verbundenen Ernten beeinflusst.
Da über ETFs in Rohstoffe investiert werden kann, ist es bereits möglich mit kleinen Beträgen dabei zu sein.
Risikobeteiligungskapital (Private Equity)
Diese Assetklasse ist bei Privatanlegern nicht sehr verbreitet. Private Equity sind Kapitalbeteiligungen, die an nicht börsennotierten Unternehmen erworben werden. Im Gegensatz zu Aktienanlagen investiert Private Equity außerhalb des regulierten Aktienmarktes in junge Unternehmen, die noch nicht börsennotiert sind.
Die Investitionen tätigst du aber nicht direkt selber. Meist erfolgen sie über professionelle Beteiligungsgesellschaften, die sich darauf spezialisiert haben. Diese legen Private-Equity-Fonds auf. Mit dem Kapital werden dann wiederum Anteile an Unternehmen gekauft. Oft sind andere Investoren und Banken auch mit dabei.
Für Privatinvestoren stehen überwiegend Dachfonds zur Verfügung, sie investieren dann in verschiedene Beteiligungsgesellschaften, um breiter diversifiziert zu sein. Oft gibt es eine Mindestinvestitionshöhe zwischen 10.000,- und 25.000,- Euro.
Kryptowährungen
Kryptowährungen sind digitalen Währungen. Bekannte Beispiele sind Bitcoins, Ripple, Ethereum, Litecoin und Bitcoin Cash.
Dieses virtuelle Geld gibt es nicht in Form von Münzen oder Scheinen. Der große Unterschied zu unserem gängigen Zahlungssystem ist die komplette Unabhängigkeit von Banken und Staaten. Normalerweise bestimmen Staats- und Zentralbanken wie die EZB (Europäische Zentralbank) über Währungen und nehmen Einfluss auf den Wert, indem sie festlegen, wie viel Geld im Umlauf ist.
Bei Kryptowährungen gibt es diese Kontrolle nicht. Jeder, der einen Computer besitzt, kann sich daran beteiligen. Es geht vor allem um Informationssicherheit. Niemand soll die digitale Währung manipulieren. Deshalb ist sie so aufwendig verschlüsselt. Dadurch kann man anonyme Zahlungen tätigen.
Mittlerweile kann man Kryptowährungen auf verschiedenen Handelsplattformen mit einem integrierten Wallet kaufen. Es gibt aber weiterhin das klassische Wallet und auch externe Wallet-Apps. Damit könnte man unterwegs auch mit z.B. Bitcoins zahlen.
Für sein digitales Geld ist man jedoch selber verantwortlich. Eine Absicherung wie beim Kreditkartenmissbrauch gibt es hier nicht. Ebenso, wenn du deine Zugangsdaten vergisst ist dein Geld für dich nicht mehr erreichbar. Im Netz kursieren einige wirklich krasse Geschichten von Fällen, wo Leute ihre Zugangsdaten vergessen oder verloren haben. Das mag keine von uns erleben!
Der Kurs von Kryptowährungen schwankt stark und wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Welche Faktoren den Kurs genau beeinflussen kann nicht klar gesagt werden. Es gibt aber drei Faktoren die mit der Währung direkt verbunden sind und den Kurs beeinflussen können: Politischer Druck, Versagen der Technologie und Nachrichten die Angst, Unsicherheit und Zweifel verbreiten.
Bei Kryptowährungen handelt es sich ganz klar um eine spekulative Anlageklasse. Es kann bereits mit kleinen Beträgen über Apps wie Bison unproblematisch investiert werden. An eigens dafür etablierten Kryptocurrencies-Börsen werden Bitcoin & Co. gehandelt. Diese Assetklasse ist recht liquide, also ein Kaufen und Verkaufen bereitet keine Schwierigkeiten.
Gegenstände mit Sammlerwert
Jetzt noch eine letzte Anlageklasse die jeder kennt. Sammlerstücken wie Gemälde, Schmuck, Oldtimer, Antiquitäten, Kunst, Wein, Whisky oder in jüngerer Zeit zum Beispiel auch Turnschuhe sind hier gemeint. Auch sie stellen Investments dar.
Diese Assetklasse hat verschiedene Besonderheiten, die man kennen sollte. Es gibt nicht viele Käufer und so ist es eine illiquide Assetklasse. Wenn du kurzfristig verkaufen musst, könnte das schwierig werden. Oder du bekommst nicht den Preis, den du ohne Zeitdruck ansonsten erzielen würdest.
Und denken wir nur einmal an einen Oldtimer. Der sollte in einer Garage stehen und Instand gehalten werden. Gut, einen Unfall sollte man damit auch nicht haben. Das heißt, es kommen mitunter auch Zusatzkosten und ein Pflegeaufwand dazu.
Und bei wertvoller Kunst benötigst du eine Versicherung, die bei Diebstahl zahlen würde.
Es braucht auf jeden Fall Spezialwissen und die Gewissheit das Geld nicht wirklich zu brauchen, wenn man hier investiert sein möchte.
Deine persönliche Mischung an Assetklassen finden
Gehst du die einzelnen Anlagenklassen noch einmal für dich durch, wirst du gleich merken, ob du in sie investiert sein kannst oder nicht. Das kann damit zusammenhängen wie viel Geld dir zum Investieren zur Verfügung steht oder wie lange du dein Erspartes anlegen möchtest.
Das Interessante ist nun die Kombination einzelner Assetklassen auch, wenn sie auf Anhieb nicht attraktiv erscheinen. Doch bei der Zusammensetzung können sie eine wichtige Rolle spielen und aus Risiko-Ertragsgesichtspunkten einen positiven Beitrag für dein gesamtes Portfolio verrichten. Also das Gesamtrisiko verringern oder deine Rendite erhöhen.
Das Ganze ist auf die Portfoliotheorie nach Harry M. Markowitz zurückzuführen. Markowitz war ein US-amerikanischer Ökonom und Professor für Wirtschaftswissenschaften und Finanzen. Er entwickelte bereits in den 50er-Jahren eine vereinfachende Anlagetheorie auf Basis der Portfolio-Optimierung. Dafür hat er 1990 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten.
In meinem Blogbeitrag zu Risiken und zur Diversifikation findest du weitere Informationen, die dir dabei helfen, dein persönliches Portfolio zusammenzustellen.